Industrie 5 0 Mensch im Mitelpunkt
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Industrie 5.0 - Definition, Bedeutung, Technologien einfach erklärt

  • 25. November 2024

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Die nächste Phase der industriellen Revolution

Industrie 5.0 baut auf den Errungenschaften der Industrie 4.0 auf und erweitert diese durch einen klaren Fokus auf die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine. Ziel ist es, Technologien wie künstliche Intelligenz (KI), Robotik und Sensorik so einzusetzen, dass der Mensch optimal unterstützt wird und gleichzeitig eine nachhaltigere Produktion ermöglicht wird. Der Begriff steht für einen menschenzentrierten Ansatz, bei dem Kreativität und technische Effizienz Hand in Hand gehen.

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Industrie 5 0 Werkhalle
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Was ist Industrie 5.0?

Industrie 5.0 bezeichnet die Integration fortschrittlicher Technologien wie künstlicher Intelligenz (KI), Robotik und Sensorik in die industrielle Produktion, mit einem klaren Fokus auf menschzentrierte Zusammenarbeit. Während Industrie 4.0 auf die Vernetzung von Maschinen und Systemen abzielt, geht es bei Industrie 5.0 darum, Technologien so zu gestalten, dass sie die Fähigkeiten des Menschen ergänzen und erweitern, statt sie zu ersetzen.

Kernmerkmale von Industrie 5.0:

  • Kollaborative Robotik: Roboter und Menschen arbeiten Hand in Hand.
  • Nachhaltige Produktion: Fokus auf ressourcenschonende und umweltfreundliche Prozesse.
  • Kreativität und Individualisierung: Produktion wird an individuelle Kundenbedürfnisse angepasst.

Industrie 5.0 steht für eine neue Form der Wertschöpfung, bei der Effizienz, Nachhaltigkeit und menschliche Kreativität im Vordergrund stehen.

Der Übergang von Industrie 4.0 zu 5.0

Industrie 4.0 revolutionierte die industrielle Produktion durch die Einführung von Technologien wie dem Internet der Dinge (IoT), Big Data, und künstlicher Intelligenz. Diese Technologien ermöglichten es Unternehmen, ihre Prozesse zu automatisieren, Daten in Echtzeit auszuwerten und Entscheidungsprozesse zu optimieren.

Industrie 5.0 baut auf diesen Fortschritten auf, indem sie den Menschen wieder aktiv in den Produktionsprozess integriert. Das Ziel ist eine symbiotische Beziehung zwischen Mensch und Maschine, bei der Roboter nicht nur Aufgaben übernehmen, sondern den Menschen aktiv unterstützen. Dies ist besonders relevant in Bereichen, die hohe Präzision oder kreative Anpassungen erfordern.

Technologische Schwerpunkte von Industrie 5.0:

  • Augmented Reality (AR): Unterstützung von Arbeitskräften durch interaktive visuelle Anleitungen
  • Künstliche Intelligenz (KI): Intelligente Systeme, die menschliche Entscheidungen verbessern.
  • Digitale Zwillinge: Virtuelle Replikationen von Produktionssystemen zur Optimierung von Abläufen

Die Rolle von Thüringen in der Industrie 5.0

Thüringen nimmt eine wichtige Rolle bei der Erforschung und Entwicklung von Industrie 5.0-Technologien ein. Ein gutes Beispiel ist das Forschungsprojekt „Engineering for Smart Manufacturing (E4SM)“, das von der Technischen Universität Ilmenau mit Unterstützung der Carl-Zeiss-Stiftung durchgeführt wurde. Ziel des Projekts war es, die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine in der Produktion zu revolutionieren.

Industrie 5 0 Robotik
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Industrie 5 0 Server
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Fortschritte der TU Ilmenau in Thüringen:

Sichere Mensch-Roboter-Kollaboration: Ein innovatives 3D-Multi-View-Stereosystem ermöglicht Robotern, menschliche Bewegungen in Echtzeit zu analysieren und sicher darauf zu reagieren.

KI-gestützte Montageassistenz: Roboter können den Fortschritt von Montageprozessen erkennen und autonom Entscheidungen treffen, um den Menschen zu unterstützen.

Flexibles Laserstrahlschweißen: KI-basierte Technologien optimieren Schweißprozesse, indem sie in Echtzeit die optimale Kraft für Präzisionsarbeiten berechnen.

Thüringen gestaltet damit die Entwicklung der Industrie 5.0 aktiv mit und berücksichtigt gleichzeitig die Bedürfnisse mittelständischer Unternehmen.

Mensch und Maschine: Zusammenarbeit im Mittelpunkt

Im Zentrum von Industrie 5.0 steht die Mensch-Maschine-Kollaboration. Roboter und KI-Systeme agieren nicht mehr nur als Werkzeuge, sondern als aktive Partner, die den Menschen unterstützen. Beispiele hierfür sind:

  • Assistenzsysteme: Kollaborative Roboter, sogenannte Cobots, übernehmen monotone oder gefährliche Aufgaben.
  • Individualisierte Produktion: Kunden können Produkte nach ihren Wünschen gestalten, während smarte Systeme diese Anforderungen effizient umsetzen.
  • Ergonomie und Sicherheit: Arbeitsplätze werden durch intelligente Systeme sicherer und ergonomischer gestaltet.
Digitale Nachhaltigkeit
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Nachhaltigkeitsaspekte von Industrie 5.0: Eine grüne Zukunft gestalten

Industrie 5.0 meint auch die konsequente Ausrichtung auf Nachhaltigkeit in der Produktion. Während frühere industrielle Revolutionen vor allem auf Effizienzsteigerungen und Kostensenkungen abzielten, rückt Industrie 5.0 ökologische Verantwortung und Ressourcenschonung in den Fokus. Dabei werden modernste Technologien genutzt, um nicht nur die Produktivität zu steigern, sondern auch die Umweltbelastung erheblich zu reduzieren. Ein wichtiger Ansatz ist die Förderung einer Kreislaufwirtschaft, bei der Produkte so gestaltet werden, dass ihre Materialien nach dem Gebrauch wiederverwertet werden können. Dieses Prinzip ermöglicht es, den Lebenszyklus von Materialien zu verlängern und die Abhängigkeit von neuen Rohstoffen zu verringern. Insbesondere in Thüringen, wo Branchen wie die Optik/Photonik und die Kunststoffverarbeitung stark vertreten sind, bietet die Kreislaufwirtschaft Potenzial, nachhaltige Produktionsmethoden in großem Maßstab umzusetzen.

Darüber hinaus zielt Industrie 5.0 auf eine Ressourcenschonung durch den Einsatz intelligenter Systeme ab. Mithilfe von Sensoren und KI-gestützten Plattformen werden Produktionsprozesse in Echtzeit überwacht und optimiert. Dies minimiert Abfall, reduziert Materialverschwendung und steigert gleichzeitig die Effizienz. Unternehmen in Thüringen, die auf smarte Fertigungssysteme setzen, profitieren von diesen Technologien, indem sie ihre Prozesse umweltfreundlicher und wirtschaftlicher gestalten. Ein weiterer entscheidender Faktor ist die Reduzierung des CO₂-Fußabdrucks. KI-gestützte Analysen ermöglichen es, energieintensive Prozesse zu identifizieren und gezielt anzupassen. Durch optimierte Lieferketten und energieeffiziente Produktionsmethoden können Unternehmen ihre Umweltbelastung erheblich senken. Thüringens Unternehmen, die zunehmend auf nachhaltige Technologien setzen, tragen so nicht nur zum Umweltschutz bei, sondern stärken auch ihre Wettbewerbsfähigkeit auf internationalen Märkten.

Kontroverse um Industrie 5.0: Notwendigkeit oder Übertreibung?

Der Begriff Industrie 5.0 wird von Experten kontrovers diskutiert. Kritiker, darunter der Forschungsbeirat Industrie 4.0 und die Plattform Industrie 4.0, sehen in der Einführung des Begriffs eine unnötige Fragmentierung. Sie argumentieren, dass die Ziele von Industrie 5.0 – insbesondere die Menschzentrierung und die nachhaltige Produktion – bereits integrale Bestandteile von Industrie 4.0 sind. Der Begriff „5.0“ könne den Eindruck erwecken, dass die vierte industrielle Revolution bereits abgeschlossen sei, obwohl viele ihrer Technologien und Prinzipien noch in der Implementierungsphase sind.

Befürworter hingegen sehen Industrie 5.0 als einen wichtigen Paradigmenwechsel, der die Interaktion zwischen Mensch und Maschine stärker in den Fokus rückt und die Bedeutung von Nachhaltigkeit in der Produktion betont. Sie argumentieren, dass dieser Ansatz Unternehmen dazu motivieren könnte, die industrielle Entwicklung ganzheitlicher und langfristiger zu betrachten.

Debatte
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Vorteile von Industrie 5.0

Industrie 5.0 bietet sowohl Unternehmen als auch Arbeitnehmern zahlreiche Vorteile:

  • Höhere Effizienz: Mensch-Maschine-Teams erledigen Aufgaben schneller und präziser.
  • Steigerung der Sicherheit: Sensoren und KI reduzieren Risiken am Arbeitsplatz.
  • Nachhaltigkeit: Umweltfreundliche Produktionsmethoden stehen im Fokus.
  • Individualisierung: Produkte können flexibel auf Kundenbedürfnisse zugeschnitten werden.

Für Unternehmen in Thüringen eröffnen sich durch Industrie 5.0 neue Chancen, insbesondere in Branchen wie Maschinenbau, Kunststoffverarbeitung und Optik.

Die Zukunft der Produktion

Industrie 5.0 steht für eine Produktionswelt, in der Technologie und menschliche Kreativität in Einklang stehen. Durch die Integration von Nachhaltigkeit, Individualisierung und Mensch-Maschine-Kollaboration schafft Industrie 5.0 die Basis für eine zukunftsfähige und innovative Industrie.

Mit wegweisenden Projekten wie dem E4SM-Projekt der TU Ilmenau und einer starken Verknüpfung zwischen Wissenschaft und Wirtschaft ist Thüringen bestens positioniert, diese Entwicklung aktiv mitzugestalten und neue Maßstäbe in der Industrie 5.0 zu setzen.

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