Die digitale Gesellschaft in Thüringen - Sonderauswertung des D21-Digital-Index 2024/25

Digitale Gesellschaften als Basis des digitalen Wandels

Die Digitalisierung ist eine der zentralen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen unserer Zeit. Sie durchdringt zunehmend alle Lebensbereiche und bringt sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich. Wer von dieser Entwicklung profitieren möchte, muss sich aktiv mit ihr auseinandersetzen. Das bedeutet, dass neben der Schaffung eines grundsätzlichen Zugangs zu digitaler Technik und der Nutzung von digitalen Services und Tools auch die Fähigkeiten zum Umgang mit diesen Systemen vorliegen müssen. Entscheidend ist zudem eine weitere Komponente, die jeglichem digitalen Handeln vorausgeht: eine positive Grundeinstellung und die Bereitschaft, sich auf digitale Prozesse einzulassen.

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Eine erfolgreiche digitale Transformation erfordert eine Gesellschaft, die sowohl befähigt als auch gewillt ist, digital zu handeln. Erst dadurch entstehen die Voraussetzungen, damit digitale Angebote und Leistungen tatsächlich genutzt werden. Doch wie steht es um die Digitalität der Gesellschaft? Welche Rahmenbedingungen sind gegeben, um die Chancen der Digitalisierung zu nutzen und gleichzeitig den Herausforderungen und Risiken der digitalen Transformation erfolgreich zu begegnen?

Um diese und weitere Fragen zu beantworten, führt die Initiative D21 e.V. gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut KANTAR seit vielen Jahren die Studie „D21-Digital-Index“ durch. Die Studie misst die Anpassungs- und Zukunftsfähigkeit der digitalen Gesellschaft und zeigt auf, wie tief die Digitalisierung bereits in verschiedene Lebensbereiche vorgedrungen ist. Sie gibt zudem Aufschluss darüber, wie gut Bürgerinnen und Bürger mit den Anforderungen des digitalen Wandels umgehen. Die Erhebung erfolgt jährlich auf Basis einer bevölkerungsrepräsentativen Stichprobe der deutschen Wohnbevölkerung ab 14 Jahren.

Für die Befragungsrunde 2024/2025 wurde auf Initiative der Digitalagentur Thüringen eine größere Stichprobe der Thüringer Bevölkerung befragt als üblich, wodurch es nun möglich ist, einen tiefer gehenden Blick in die digitale Gesellschaft Thüringens, ihrer Kompetenzen, Einstellungen und Nutzungsgewohnheiten zu werfen.

Porträt von Steffen Schütz, Thüringer Minister für Digitales und Infrastruktur

Steffen Schütz

Thüringer Minister für Digitales und Infrastruktur

„Digitalisierung ist der Schlüssel für eine moderne Gesellschaft. Sie bietet große Chancen, unser Leben und Arbeiten zu verbessern. Digitalisierung darf jedoch nicht nur technischer Selbstzweck sein – sie muss vor allem den Menschen dienen. Deshalb wollen wir eine Digitalpolitik gestalten, die allen Bürgerinnen und Bürgern im Alltag hilft. Wir nehmen ihre Bedürfnisse, Erwartungen und Bedenken ernst und werden für sie Angebote schaffen, um die Chancen der Digitalisierung nutzen zu können. Mit den richtigen Kompetenzen und einem positiven digitalen Mindset werden wir Thüringen zum digitalen Vorreiter machen – für einen Staat, der wieder bürgernäher funktioniert und eine Verwaltung, von der alle profitieren.“

Die Thüringer Gesellschaft ist grundlegend auf die Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung vorbereitet.

Die Sonderauswertung des D21-Digital-Index 2024/25 zeigt, dass Thüringen in vielen Bereichen der Digitalisierung mit dem Bundesdurchschnitt gleichgezogen hat, in anderen aber noch Potenziale bestehen. Während die digitale Infrastruktur und die grundlegenden digitalen Kompetenzen auf einem vergleichbaren Niveau liegen, bestehen Unterschiede vor allem in der Nutzung digitaler Dienste und im digitalen Mindset.

Im Digital-Index liegt Thüringen mit dem Bund auf Augenhöhe

Die Thüringer Bevölkerung erzielt im Digital-Index 58 Punkte und liegt damit fast gleichauf mit dem bundesweiten Durchschnitt von 59 Punkten. In den Bereichen „Kompetenz“ und „Nutzung“ erreicht Thüringen die Durchschnittswerte aller Bundesländer. Potenziale werden im Zugang zu digitalen Tools und Services und vor allem in der Grundeinstellung zur Digitalisierung sichtbar.

Unterschiede in der Digitalität nach Alter, Geschlecht und Bildung

Männer sind in Thüringen insgesamt digitaler als Frauen. Jüngere Thüringerinnen und Thüringer weisen eine höhere Digitalität als ältere auf – wobei die jüngste Altersgruppe hinter den Zweitjüngsten zurückbleibt. Zwischen Stadt und Land bestehen geringe Unterschiede. Tendenziell gilt, dass Thüringerinnen und Thüringer in der Stadt digitaler sind. Höhere Bildung steht im Zusammenhang mit einer höheren Digitalität.

Im Vergleich zum Bund höhere Differenzen nach Geschlecht

Im Vergleich mit dem Bund werden ebenso Unterschiede in der Digitalität zwischen Männern und Frauen offenkundig, jedoch sind die Differenzen zwischen den Geschlechtern in Thüringen größer. Nach Altersgruppen nimmt die Digitalität im Bundesdurchschnitt mit zunehmendem Alter ab, während in Thüringen die zweitjüngste Altersgruppe sowohl im Digital-Index als auch in den Sub-Indizes die höchsten Ergebnisse erzielt.

Im Bereich der Kompetenz übertreffen die Thüringer „Ü65“ den Bund, während die jüngsten Thüringerinnen und Thüringer in allen Indexdimensionen den Bundesdurchschnitt nicht erreichen können.

Digitale Kompetenzen

Kenntnisse und Fähigkeiten digitaler Teilhabe

Zur Teilhabe am digitalen Leben sind digitale Kompetenzen nötig. Darunter versteht man Kenntnisse und Fähigkeiten, die es dem Einzelnen ermöglichen, digitale Tools und Dienste sicher und effektiv zu nutzen.

Um zu erfassen, wie verbreitet digitale Kompetenzen sind, wurden die Befragten im Rahmen des D21-Digital-Index aufgefordert, selbst einzuschätzen, inwieweit sie bestimmte Aufgaben und Erledigungen im Digitalen bewältigen können. Die Bewertung erfolgte anhand des europäischen digitalen Kompetenzrahmen „DigComp“, der fünf Hauptkategorien digitaler Kompetenzen mit dazugehörigen Aufgaben definiert.

Porträt von Christian Tischner, Thüringer Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur

Christian Tischner

Thüringer Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur

„Digitale Kompetenzen entscheiden über die Zukunftschancen junger Menschen – und wir nehmen die Herausforderungen in Thüringen ernst. Die Ergebnisse der Studie zeigen uns: Wir müssen digitale Bildung noch praxisnäher, zugänglicher und alltagsrelevanter gestalten. Dafür müssen wir an mehreren Punkten ansetzen. Digitale Kompetenzen sollen von der Schule bis zur Ausbildung oder Hochschule systematisch gestärkt werden – durch eine moderne Bildungslandschaft, die digitale und analoge Lernformen sinnvoll kombiniert und gezielt Medienkompetenz vermittelt. Mit der verpflichtenden Einführung des Fachs Medienkunde ab Klasse 5 ist bereits ein wichtiger Schritt gemacht. Diese Entscheidung zeigt: Die Vermittlung von Medienkompetenz ist in Thüringen Bildungsauftrag. Lehrkräfte brauchen regelmäßige Fortbildungen, um digitale Tools effektiv im Unterricht einzusetzen, und moderne Lernplattformen müssen weiterentwickelt werden, damit flexibles Lernen gelingt. Gleichzeitig müssen wir den Infrastrukturausbau vorantreiben: Ziel ist es, ab der 7. Klasse allen Schülerinnen und Schülern ein Tablet bereitzustellen, Klassenzimmer zuverlässig digital zu vernetzen und die Software-Beschaffung landesweit einheitlich zu organisieren, um Schulen zu entlasten. Thüringen hat die Chance, digitale Bildung so zu gestalten, dass alle jungen Menschen davon profitieren – daran arbeiten wir mit voller Kraft.“

Stärken im Probleme lösen und Kommunizieren

Bei der Betrachtung der Kompetenzkategorien wird deutlich, dass Stärken insbesondere in den Bereichen digitale Problemlösung sowie Kommunikation und Kooperation liegen. In sämtlichen Bereichen bestehen jedoch noch Steigerungspotenziale, vor allem im auf Hinblick auf das Gestalten und Erzeugen digitaler Inhalte. Im Vergleich zum Bund zeigt sich, dass Thüringen in den digitalen Kompetenzen auf Augenhöhe liegt.

Innerhalb Thüringens bestehen Unterschiede nach Alter, Geschlecht und Bildung. Jüngere sind tendenziell kompetenter im Umgang mit digitalen Technologien. Auffällig ist, dass in Thüringen die 14- bis 29-Jährigen ein übergreifend geringeres Kompetenzniveau aufweisen als die 30- bis 49-Jährigen. Männer schneiden in allen Kategorien der digitalen Kompetenzen besser ab als Frauen. Zudem gilt: Je höher der Schulabschluss, desto ausgeprägter sind die digitalen Kompetenzen.

Porträt von Milen Starke, Thüringer Staatssekretärin

Milen Starke

Mitglied im Thüringer Digitalbeirat

„Um den „Digital Gender Gap“ in Thüringen zu verringern und sicherzustellen, dass Frauen nicht den Anschluss in der Digitalisierung verlieren, müssen gezielte Maßnahmen ergriffen werden. Dazu gehören die Förderung von digitalen Kompetenzen bei Frauen und Mädchen, dies bereits schon im frühkindlichen Alter. Des Weiteren ist die Sensibilisierung für die Chancen der Digitalisierung für Frauen ein entscheidender Faktor. Frauen müssen darüber aufgeklärt werden, welche Vorteile die Digitalisierung für sie persönlich und beruflich bringen kann. Ebenfalls ist es wichtig, dass die Gleichstellung von Frauen und Männern in der Digitalisierung auf politischer Ebene vorangetrieben wird. Dazu gehören unter anderem die Förderung von Frauen in Start-ups und die Erhöhung des Anteils von Frauen in IT-Unternehmen.“

Digitale Basiskompetenzen in Thüringen vorhanden...

...aber nur die Hälfte hat alle Fünf!

Die Bevölkerung in Thüringen weist in vielen Bereichen vergleichbare digitale Kompetenzen auf wie der Bundesdurchschnitt. In den digitalen Basiskompetenzen sind die Thüringerinnen und Thüringer dem Bund sogar voraus. Dazu zählen das Versenden von Fotos und Videos mit dem Smartphone, Informationen im Internet recherchieren, das Erstellen einfacher Texte, Funktionen des Smartphones anpassen und das Verwenden von starken Passwörtern. In allen Kompetenzfeldern kann Thüringen das Niveau des Bundes erreichen und teils sogar übertreffen. Ältere Generationen über 65 Jahre zeigen sich im Bundesvergleich kompetenter in digitalen Anwendungen, während die jüngste Altersgruppe (14-29 Jahre) hinter Gleichaltrigen im Bund zurückbleibt.

Über alle fünf Fähigkeiten verfügen in Thüringen 53 Prozent der Bevölkerung, im restlichen Land 49 Prozent. Im Rahmen der „Digitalen Dekade“ hat die Europäische Union das Ziel formuliert, dass bis zum Jahr 2030 mindestens 80 Prozent der Bevölkerung digitale Basiskompetenzen erlangen. Dieses Ziel ist derzeit noch nicht erreicht.

„Digitale Kompetenzen sind essenziell für gesellschaftliche Teilhabe und berufliche Chancen. Die D21-Studie zeigt deutlich: Bildung und digitale Souveränität gehen Hand in Hand. Um niemanden abzuhängen, brauchen wir gezielte Medienbildungsangebote, die insbesondere Menschen mit niedrigerem Bildungsniveau erreichen. Die Thüringer Landesmedienanstalt setzt sich dafür ein, digitale Basiskompetenzen über alle Alters- und Bildungsgruppen hinweg zu fördern – für eine chancengerechte digitale Zukunft.“

Porträt von Jochen Fasco, Direktor der Thüringer Landesmedienanstalt

Jochen Fasco

Direktor der Thüringer Landesmedienanstalt

Das digitale Mindset

Grundeinstellung zu Digitalisierung

Für digitales Handeln braucht es neben dem notwendigen Handwerkszeug - den digitalen Kompetenzen - und einem grundlegenden Zugang zu digitaler Technik und Tools noch eine weitere, entscheidende Komponente: eine digital-positive Grundeinstellung.

Das "digitale Mindset" beschreibt, wie offen man selbst ist für die digitale Transformation und alle Veränderungen, Chancen aber auch Risiken, die mit ihr in Verbindung stehen. Dabei gilt, je positiver die Einstellung zur Digitalisierung ist, desto widerstandsfähiger ("resilienter") ist man für den Wandel. Wer eine eine resiliente Einstellung zur Digitalisierung aufweist, hat die Chance, den digitalen Wandel aktiv mitzugestalten, anstatt sich von ihm überwältigen zu lassen.

Potenziale liegen in der Grundeinstellung zur Digitalisierung

Die größten Potenziale zur Steigerung der Digitalität in der Thüringer Bevölkerung liegen in der Grundeinstellung zur Digitalisierung – dem digitalen Mindset. Die Thüringerinnen und Thüringer sind deutlich skeptischer gegenüber dem digitalen Wandel als der Bundesdurchschnitt. Bezogen auf den Freistaat, bewerten Frauen und jüngere Menschen die Digitalisierung zurückhaltender und sehen weniger persönliche Vorteile darin. Jeder dritte Thüringer vertritt die Meinung, dass „zu viel digitalisiert wird“ – ein Anteil, der im Vergleich zum Bund (jeder vierte) deutlich höher ausfällt.

Digitale Skepsis bremst die digitale Transformation.

Die Thüringer Bevölkerung ist überwiegend digital resilient, doch es gibt Schwächen in der Eigeninitiative zur digitalen Weiterbildung und der persönlichen Chancenerwartung. Eine resiliente Haltung bedeutet, offen für Neues zu sein und sich nicht von Veränderungen überwältigen zu lassen. Sie erfordert Flexibilität im Umgang mit neuen digitalen Herausforderungen und die Bereitschaft, kontinuierlich dazuzulernen. Eine positive Einstellung gegenüber Innovationen hilft, Chancen zu erkennen und Risiken zu managen.

Die Bereitschaft, sich aktiv mit digitalen Entwicklungen auseinanderzusetzen, ist geringer als im Bundesdurchschnitt. Frauen in Thüringen bewerten ihre eigenen digitalen Fähigkeiten zurückhaltender und sind in der digitalen Resilienz schwächer als Männer. Diese geschlechtsspezifischen Unterschiede sind in Thüringen ausgeprägter als in anderen Bundesländern. Außerdem erwarten Thüringerinnen und Thüringer seltener, dass sie persönlich von der Digitalisierung profitieren – was besonders auf die Jüngsten im Freistaat zutrifft. Demgegenüber sind die Ältesten in Thüringen widerstandsfähiger und aufgeschlossener gegenüber der Digitalisierung als im Bundesvergleich.

„Junge Menschen in Thüringen stehen der Digitalisierung skeptischer gegenüber als im Bund – oft, weil sie sich nicht ausreichend vorbereitet fühlen. Viele wissen nicht, wie sie digitale Angebote für sich nutzen können, und fühlen sich in der Digitalisierung alleingelassen. Wenn dann noch Unsicherheit oder Scham hinzukommt, ziehen sich viele aus der digitalen Welt zurück. Praxisnahe Bildung, mehr Anlaufstellen und positive Erfahrungen könnten das Vertrauen stärken und die Chancen der Digitalisierung greifbarer machen.“

Porträt von Sandy Jahn, Initiative D21

Sandy Jahn

Initiative D21 e. V., Referentin Strategic Insights & Analytics

Auf einen Blick

Dashboard zur Thüringer Sonderauswertung

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