Herr Klahn, Herr Schädlich, wie kann KI die ökologische Nachhaltigkeit in Unternehmen fördern?
Markus Klahn: Im E-Commerce bieten sich viele Möglichkeiten zur CO2-Reduzierung durch KI – über die gesamte Kundenreise hinweg. So können KI-gestützte Suchergebnisse und
Empfehlungen beispielsweise dafür sorgen, dass gewünschte Artikel
schneller gefunden und Retouren vermieden werden. Und auch in der
Auftragsabwicklung, dem sogenannten Fulfillment, können eine effiziente
Bedarfsplanung und eine intelligente Wegführung von Bestellungen die
CO2-Bilanz verbessern.
Christian Schädlich: Egal, um
welche Branche es sich handelt: die KI kann aus komplexen Daten Muster
erkennen und Prognosen ableiten. Auf diese Kernkompetenz setzen bereits
einzelne Unternehmen im Energiemanagement. KI analysiert dort
datenbasierte Zusammenhänge beim Stromverbrauch oder bei der
Energieerzeugung – eine gute Basis für Vorhersagen, Tipps und Maßnahmen,
um im Alltag Strom zu sparen.
Wettbewerbsfähig bleiben
und gleichzeitig umweltfreundlicher werden: Geht beides für Sie zusammen
und was bedeutet das für den Einsatz von KI?
Christian Schädlich: Unser ZeTT-Radar, eine Trendumfrage in Thüringer Unternehmen, hat kürzlich verschiedene Erfolgsfaktoren identifiziert, die zum Teil übertragbar auf andere
Branchen sind: KI im Energiemanagement erfordert einen ganzheitlichen
Ansatz und die Akzeptanz der Beschäftigten. Wenn der „Faktor Mensch“
nicht mitspielt, nützt die beste Technik nichts. Weitere Hürden sind
das fehlende Kapital für „grüne Investitionen“ und ein erhöhter
Beratungsbedarf – Ressourcen, die fast allen Unternehmen im Moment
fehlen.
Markus Klahn: In der Tat, die Herausforderungen
sind nicht ohne. Ich denke an fehlende IT-Fachkräfte und KI-Experten –
für KMU mit begrenzten Kapazitäten ein echter Engpass. Denn um ihr
volles Potenzial ausschöpfen zu können, muss KI-Technologie mit der
Flexibilität, Anpassungsfähigkeit und umfassenden Erfahrung von Menschen
kombiniert werden. Außerdem müssen die Unternehmen die Qualität und
Verfügbarkeit hochwertiger Daten sicherstellen, damit KI-Modelle
zuverlässige Ergebnisse liefern. Die Nutzung dieser Daten, insbesondere
von personenbezogenen Informationen, ist wiederum mit der Einhaltung
strenger Datenschutzregelungen verbunden. Unternehmen müssen ihre
Hausaufgaben machen, um hier nicht den Anschluss zu verlieren.
Die
Digitalisierung und der Einsatz von KI bieten zahlreiche Möglichkeiten
für eine nachhaltige Zukunft. Wo sehen Sie für Thüringen die größten
Chancen?
Markus Klahn: Thüringen hat für mich
das Potenzial, bei neuen Speichertechnologien voranzugehen, zum Beispiel
bei innovativen Solarmodulen, intelligenten Stromnetzen oder
dezentralen Energiegemeinschaften. Ich denke, eine klare Fokussierung
auf strategische Zukunftsfelder wird hier entscheidend sein.
Christian Schädlich:
Thüringen verfügt über eine starke Digitalwirtschaft und gut
aufgestellte Industriekerne. Wenn diese beiden Wachstumsmotoren es
schaffen, KI und Nachhaltigkeit zu verbinden, entstehen spannende
Geschäftsfelder und Thüringen profitiert von der Transformation. Denn:
Nachhaltig ist das neue Profitabel.