Frau Lier, die Welt der Mobilität befindet sich im Wandel. Welche Rolle spielt dabei die Digitalisierung?
Die
Digitalisierung hat den Zugang zu Verkehrsmitteln deutlich vereinfacht.
ÖPNV-Tickets müssen nicht mehr wie früher am Automaten gekauft werden.
Stattdessen wird das Smartphone zur Fahrkarte. Caroder
Bike-Sharing-Fahrzeuge werden heute per App geöffnet, gestartet und
wieder verschlossen. Menschen sind dadurch viel flexibler mobil
unterwegs.
Ein großes Thema in dem Zusammenhang ist die Vernetzung unterschiedlicher Mobilitätsangebote.
In
der Tat! Dafür werden Mobilitätsplattformen benötigt. Ideal wäre es,
wenn das komplette Angebot aus ÖPNV, Shared Mobility oder On-Demand-Shuttles für alle Bürgerinnen und Bürger über einen zentralen Zugang läuft. Das kann eine App sein. Einmal anmelden, alle Verkehrsmittel,
ganz Thüringen. Eine One-Stop- Shop-Lösung sozusagen – inklusive
Funktionen wie Buchung, Bezahlung, Fahrplanauskunft und
Benachrichtigungen über Störungen in Echtzeit.
Klingt nach
einer Mammutaufgabe; die Strukturen im Verkehrssektor sind stark
fragmentiert. Wie kann die Vernetzung trotzdem gelingen, um der
Thüringer Bevölkerung mehr Alternativen zum Auto zu bieten?
Wir
haben es auf der einen Seite mit sehr komplexen digitalen Technologien
zu tun, die man braucht, um verschiedene Systeme gut anzubinden. Auf der
anderen Seite befürch ten viele Mobilitätsdienstleister, dass ihre
Angebote durch Leistungen von Mitbewerbern kannibalisiert werden und sie
deshalb Kundschaft verlieren. Hier muss die Politik gegensteuern,
Visionen für Mobilität entwickeln und gesetzliche Vorgaben machen.