Zwei Designer arbeiten am Laptop und nutzen Farbpaletten für ihr kreatives Projekt
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Barrierefreiheit & Kreative

Kreativität öffnet Türen für alle

Digitale Barrierefreiheit ist mehr als ein technischer Standard, sie ist ein Zeichen von Teilhabe, denn alle Menschen sollen Zugang zum digitalen Leben haben können. Damit aus diesem Anspruch gelebte Realität wird, braucht es Gesetze, Leitlinien und Menschen, die mitdenken, neu denken und Barrieren in Chancen verwandeln. Genau hier kommen Kreativschaffende aus Thüringen ins Spiel: Ob Agenturen wie WUNSCH+MAIKIND aus Erfurt, Designer wie Eric Jentzsch aus Weimar oder UX-Experten wie Frank Ziski aus Erfurt, sie alle setzen digitale Teilhabe in die Praxis um. Die Arbeit der Kreativschaffenden zeigt: Barrierefreiheit ist kein Kompromiss, sondern ein Qualitätsmerkmal guter Gestaltung, die neue Wege für Inklusion und gesellschaftlichen Zusammenhalt eröffnet. 

Ausschnitt von ausgeschnittenen Buchstaben und Satzzeichen auf Papier, die Typografie symbolisieren

Digitale Barrierefreiheit: Was bedeutet das konkret?

Barrierefreiheit im Digitalen ist für Menschen mit Behinderung unabdingbar. Sie hilft jedoch auch gleichzeitig Älteren, Menschen mit temporären Einschränkungen, Menschen mit Lernschwierigkeiten – und somit letztlich uns allen.

Digitale Barrierefreiheit umfasst u. a.:

  • Einfache und verständliche Sprache
  • Hohe Kontraste und klare Typografie
  • Texte für Screenreader
  • Alternativtexte für Bilder
  • Untertitel oder Gebärdensprache für Videos
  • Strukturierte Navigation auf digitalen Angeboten

Viele Anforderungen orientieren sich an internationalen Standards, wie den Web Content Accessibility Guidelines (WCAG). In der öffentlichen Verwaltung ist ihr Einhalten bereits heute verpflichtend. Ab Juli 2025 gelten sie durch das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz auch für juristische und natürliche Personen, also für Vereine, Verbände und die Privatwirtschaft.

Warum lohnt sich Barrierefreiheit für alle?

Digitale Barrierefreiheit bietet echte Mehrwerte:

  • Erhöhte Reichweite: Inhalte werden für mehr Menschen nutzbar.
  • Bessere Auffindbarkeit: Barrierefreie Seiten schneiden bei Suchmaschinen besser ab.
  • Rechtssicherheit: Öffentliche Stellen und Unternehmen aller Branchen müssen die gesetzlichen Vorgaben erfüllen.
  • Imagegewinn: Inklusive Gestaltung signalisiert Verantwortung und steigert das positive Image.

Wer hingegen Barrierefreiheit ignoriert, schließt Menschen aus und riskiert mittelfristig juristische Folgen.

Kreative als Möglichmachende: Design als Zugang zur Teilhabe

Barrierefreiheit ist kein rein technisches Thema. Es ist eine Frage von Haltung, Gestaltung und Kommunikation. Und hier zeigen Kreative aus Thüringen, was alles möglich ist, wenn Inhalte für alle Menschen zugänglich und ansprechend sind.

Zwei Personen arbeiten gemeinsam an einem Computer, links das Logo der Designagentur Wunsch + Maikind

WUNSCH+MAIKIND

Eine Erfurter Designagentur, die visuelle Klarheit mit inklusivem Denken kombiniert. In der Zusammenarbeit mit sozialen Trägerschaften und öffentlichen Institutionen zeigen sie, dass barrierefreies Design auch ästhetisch überzeugen kann. So haben die kreativen Köpfe unter anderem ein Projekt für das Zentrum für Kultur und visuelle Kommunikation der Gehörlosen Berlin/Brandenburg e.V. umgesetzt – ein neuer, barrierearmer Webauftritt, der auf die Bedürfnisse gehörloser Nutzenden eingeht.

Eric Jentzsch

Kommunikationsdesigner aus Weimar, der funktionales Design mit sozialer Verantwortung verbindet. In seinen Projekten legt er besonderen Wert auf barrierearme Gestaltung und eine klare Informationsarchitektur. Ein Beispiel dafür ist seine Arbeit für die “Tour de Demokratie“ der Gesellschaft zur Erforschung der Demokratie-Geschichte (GEDG): Zum 75. Jubiläum des Grundgesetzes übernahm er die visuelle Gestaltung der bundesweiten Tour – inklusive Markenentwicklung, Werbemitteln, Kampagne und Zuarbeiten zur Website. Ziel war es, demokratiefördernde Inhalte möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen – barrierefrei und klar verständlich. 

Frank Ziski

Ein UX/UI-Experte aus Erfurt, der von Anfang an auf barrierefreies Design mit seiner Kundschaft setzt. Mit seinem tiefen Verständnis für die Verbindung von Design und Technik schafft er individuell zugeschnittene Online-Projekte im Bereich App- und Webdesign. Durch seine Arbeit stellt er sicher, dass digitale Produkte funktional und zudem für alle Menschen zugänglich sind. Frank Ziski zeigt: Barrierefreiheit im Design ist kein Zusatz, sondern eine Grundvoraussetzung für eine inklusive digitale Zukunft.

Diese Beispiele zeigen: Digitale Barrierefreiheit ist nicht nur eine Aufgabe, sie ist eine kreative Herausforderung. Thüringer Kreativschaffende liefern die Werkzeuge, das Know-how und die Haltung, um diese zu meistern. Barrierefreiheit verändert nicht nur das digitale Erlebnis, sondern auch gesellschaftliche Perspektiven. Sie ist Ausdruck von Demokratie, von gleichberechtigtem Zugang und von Zukunftsdenken. Und sie beginnt in den Bereichen, wo digitale Inhalte gestaltet werden: in der Entwicklung, beim Design, in der Redaktion, also bei den Kreativen.

Gestaltung entscheidet über Zugang

Barrierefreiheit ist kein Sonderweg, sie ist der bessere Weg für alle. Und Kreativschaffende machen diesen Weg zugänglich. Sie gestalten Inhalte verständlich und entwickeln Lösungen, die Menschen verbinden statt ausschließen.

Ein informatives Interview zur digitalen Barrierefreiheit mit dem Online-Redakteur und digitalen Barrierefreiheit-Experten, Domingos de Oliveira, hat die Thüringer Agentur für die Kreativwirtschaft veröffentlicht.

Menschen möchten am Leben teilhaben, egal welchen Alters, Geschlechts, mit oder ohne Behinderung. Kreative spielen hierbei eine wichtige Rolle, denn sie stellen die Nutzenden ins Zentrum und berücksichtigen dabei die verschiedenen Anforderungen, ohne dabei ein gutes Design und die Ästhetik aus den Augen zu verlieren.

Enrico Göbel

Referent Thüringer Landesfachstelle für Barrierefreiheit, Digitale Barrierefreiheit, Landesdurchsetzungsstelle für barrierefreies Internet, IT

Experteninterview

3 Fragen an Enrico Göbel

Enrico Göbel ist Landesbeauftragter für digitale Barrierefreiheit in Thüringen und beobachtet oft, dass Barrierefreiheit oft unterschätzt oder missverstanden wird – dabei zeigen bereits kleine Anpassungen große Wirkung und bringen nicht nur soziale, sondern auch funktionale Mehrwerte.

Herr Göbel, warum ist digitale Barrierefreiheit heute wichtiger denn je?

Weil wir in einer digitalen Gesellschaft leben und Teilhabe kein Luxus ist, sondern ein Grundrecht. Barrierefreiheit sorgt dafür, dass alle Menschen Zugang zu Informationen, Dienstleistungen und Kommunikation haben. Sie verbessert die Qualität digitaler Angebote für alle, nicht nur für Menschen mit Behinderung.

Was sehen Sie als größte Herausforderung bei der Umsetzung?

Noch immer wird Barrierefreiheit zu oft als Zusatz gesehen statt als integraler Bestandteil. Es fehlt häufig an Sensibilität in der Planung, an Know-how in der Umsetzung und an klaren Zuständigkeiten. Dabei gibt es viele gute Tools und Leitfäden – man muss sich nur trauen, das Thema frühzeitig mitzudenken.

Welche Rolle spielen Kreativschaffende dabei?

Eine sehr zentrale Rolle. Sie sind die Schnittstelle zwischen Inhalt, Gestaltung und letzlich den Nutzenden. Sie können mit ihrer Expertise in UX, Design, Sprache und Visualisierung Barrieren abbauen, bevor sie überhaupt entstehen. Kreative gestalten nicht nur, sie übersetzen Inklusion in die Praxis. 

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