Thüringen macht’s vor: Projekte und Best Practices
In Thüringen wächst ein Ökosystem für spielerische Demokratiebildung: Landesinstitutionen, Bildungsstätten und Medienpädagogik arbeiten eng zusammen, erproben Formate und tragen sie in Schule und Jugendbildung. Die Landeszentrale bündelt Angebote und Fortbildungen, regionale Partner setzen Projekte um – vom Workshop bis zur Game-Jam. So entstehen praxisnahe Wege, Demokratie erlebbar zu machen.
Akteure & Netzwerke
Politische Bildung in Thüringen ist kein Einzelprojekt, sondern ein Zusammenspiel vieler Kräfte. Staatliche, kirchliche und zivilgesellschaftliche Einrichtungen entwickeln gemeinsam Formate, die Demokratie erfahrbar machen – jede mit eigenem Schwerpunkt, aber verbunden durch das Ziel, Lernprozesse zeitgemäß zu gestalten.
Die Landeszentrale für politische Bildung Thüringen (LZT) bildet dabei das institutionelle Rückgrat. Sie bündelt Programme, vernetzt Partner und fördert Projekte, die neue Wege der Demokratievermittlung erproben. Über Fortbildungsangebote und Materialien werden Lehrkräfte und Multiplikator*innen für den Einsatz digitaler Lernformen qualifiziert.
Das Institut Spawnpoint für Spiel- und Medienkultur e. V. in Erfurt bringt methodische und technologische Expertise ein. Als Schnittstelle zwischen Medienpädagogik, Game Design und Bildungspraxis begleitet Spawnpoint Projekte, in denen Jugendliche digitale Formate selbst gestalten – oft in Kooperation mit Bildungsträgern im Land.
Die Evangelische Akademie Thüringen und die Jugendbildungsstätte Junker Jörg (Eisenach) ergänzen diese Arbeit durch ihre Erfahrung in historisch-politischer und biografischer Bildung. Sie entwickeln Formate, in denen gesellschaftliche Verantwortung und persönliches Handeln reflektiert werden – häufig in Kooperation mit Spawnpoint und gefördert durch die Landeszentrale.
Aus diesem Zusammenspiel ist in den letzten Jahren ein tragfähiges Netzwerk entstanden, das Thüringen zu einer Modellregion für zeitgemäße politische Bildung macht. Theorie und Praxis greifen ineinander, klassische Bildungsarbeit trifft auf digitale Ansätze – und aus vielen eigenständigen Initiativen entsteht eine gemeinsame Bewegung, die Demokratie als lebendigen Lernprozess versteht.
Förderung & Rahmenbedingungen
Thüringen verfügt über eine Förderlandschaft, die politische Bildung langfristig absichert und zugleich Raum für Innovation lässt. Landes- und Bundesprogramme schaffen verlässliche Strukturen, auf deren Grundlage Schulen, Bildungseinrichtungen und Träger neue Formate entwickeln – von lokalen Initiativen bis zu landesweiten Modellprojekten. Das Landesprogramm DenkBunt – Thüringer Landesprogramm für Demokratie, Toleranz und Weltoffenheit ist dabei der zentrale Förderpfeiler. Es unterstützt Träger, Schulen und Vereine, die demokratische Werte im Alltag stärken und innovative Bildungsformen erproben. Gefördert werden insbesondere Projekte, die Partizipation und Zivilcourage fördern, Diskriminierung und Extremismus entgegenwirken, Medienkompetenz und digitale Beteiligung ausbauen, neue Lern- und Beteiligungsformate erproben. Zahlreiche Akteure profitieren von dieser Förderung. Projekte wie Allersleben oder Text-Abenteuer in der politischen Bildung wurden im Rahmen von DenkBunt oder in enger Kooperation mit dem Programm umgesetzt. Das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ ergänzt diese Landesförderung. Es fördert vor allem überregionale Netzwerke und den Austausch lokaler Initiativen. Gefördert werden u. a. Vorhaben, die demokratische Teilhabe im Gemeinwesen ausbauen, Bildungsakteure in ländlichen Regionen vernetzen, Projekte zwischen Wissenschaft und Praxis vermitteln.
Wichtige infrastrukturelle Grundlagen schafft zudem der Digitalpakt Schule, der technische Ausstattung, Netzwerke und Fortbildungsmittel für Schulen bereitstellt – wichtige Voraussetzungen für Game-Based Learning und digitale Lernräume.
Im Mittelpunkt stehen dabei:
der Ausbau digitaler Infrastruktur und Netzwerke in Schulen
die Förderung pädagogischer Medienkonzepte
die Weiterbildung von Lehrkräften und Fachpersonal
Zur Vielfalt der Bildungslandschaft tragen auch kirchliche Bildungseinrichtungen und Stiftungen bei. Sie agieren weniger als Geldgeber, sondern als institutionelle Partner, die Bildungsarbeit mit Ressourcen und Personal tragen.
Die Evangelische Akademie Thüringen und die Jugendbildungsstätte Junker Jörg in Eisenach realisieren regelmäßig Projekte zur politischen Jugendbildung, etwa Seminare, Werkstatttage oder Lernspiele. Die Schulstiftung der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland engagiert sich zudem mit Programmen zu Wertebildung und interkulturellem Dialog an evangelischen Schulen. Kirchliche Erwachsenenbildungsträger ergänzen dieses Netzwerk durch Fortbildungen zu gesellschaftlichem Zusammenhalt, Ehrenamt und Demokratieverständnis, häufig kofinanziert über das Thüringer Erwachsenenbildungsgesetz.
Eine wichtige Rolle spielt darüber hinaus die Europäische Jugendbildungs- und Jugendbegegnungsstätte Weimar (EJBW), die Demokratie- und Menschenrechtsbildung mit internationaler Jugendarbeit verbindet, sowie das Thüringer Landesnetzwerk Politische Bildung, das Akteure aus Schule, Gedenkstättenarbeit und Medienbildung zusammenführt.