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Digitalisierung im Ehrenamt in Thüringen

Die digitale Transformation bietet auch im Ehrenamt neue Möglichkeiten und Wege, um gesellschaftlich mitzuwirken. In Thüringen können engagierte Vereine, Bildungseinrichtungen, Kommunen und sogar Bürgerinnen und Bürger gemeinsam dazu beitragen, dass Digitalisierung für alle zugänglich wird.


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Dieser Artikel zeigt, wie man sich ehrenamtlich für die digitale Welt engagieren kann, warum dies für Teilhabe und Bildung so wichtig ist, welche Initiativen es bereits gibt, wo man passende Engagementangebote findet und welche Schulungen Engagierte nutzen können. Das Ziel: Motivation und Orientierung für alle, die in Thüringen digitales Ehrenamt mitgestalten möchten.

Du erfährst mehr über folgende Themen:

Ehrenamtlich die Digitalisierung voranbringen

Bedeutung des digitalen Ehrenamts

Initiativen in Thüringen

Wo findet man digitale Ehrenamtsangebote?

Lernen, wie man digital hilft

10 praxisnahe Tipps

Drei junge Erwachsene sitzen vor einem Laptop, lächeln und winken in die Kamera, während eine Person Notizen macht
Tablet mit der Aufschrift "Webinar" auf einem Schreibtisch, daneben eine schreibende Hand auf einem Notizblock

Ehrenamtlich die Digitalisierung voranbringen

  • Digitallotsen: Freiwillige „Digital-Guides“ helfen anderen, oft Senioren, im Umgang mit Computer, Internet und Smartphone. Sie nehmen Ängste vor der Digitalisierung, vermitteln Grundlagen und ermutigen dazu, selbst aktiv zu werden. In Städten und Dörfern Thüringens beraten Digitallotsen z.B. in regelmäßigen Sprechstunden oder Workshops zu digitalen Fragen.
  • Technikhelfer: Ehrenamtliche Technikpaten unterstützen bei praktischen IT-Problemen oder der Gerätebedienung. Sie helfen etwa älteren oder weniger technikaffinen Menschen beim Einrichten von Smartphones, dem Installieren von Apps oder kleineren Reparaturen. Solche Helfer wirken oft in Mediencafés oder Bibliotheken mit, um unkompliziert technischen Rat zu geben.
  • Online-Mentoren: Im digitalen Raum kann man auch als Mentor tätig sein, zum Beispiel indem man Schülern online bei den Hausaufgaben hilft, Geflüchtete per Videocall beim Deutschlernen unterstützt oder junge Gründer als erfahrener Profi berät. Solche Online-Mentorate ermöglichen ortsunabhängiges Engagement mit großer Wirkung, da man über das Internet Menschen in ganz Thüringen (und darüber hinaus) erreichen kann.
  • Vereinsdigitalisierer: Viele Vereine stehen vor der Herausforderung, ihre Arbeit ins Digitale zu übertragen; sei es durch eine neue Website, digitale Mitgliederverwaltung oder Online-Treffen. Freiwillige mit IT-Know-how können hier als „Digitalisierer“ wertvolle Hilfe leisten. Sie unterstützen Vereinsvorstände beim Einführen moderner Tools, beraten zu Social Media oder helfen bei der Digitalisierung von Archivmaterial. Damit tragen sie dazu bei, ehrenamtliche Organisationen zukunftsfähig aufzustellen.
  • Bildungsunterstützer: Digitales Ehrenamt schließt auch die digitale Bildung ein. Ehrenamtliche können in Volkshochschulen, Schulen oder Seniorenbildungsstätten als Kursleiter oder Lernbegleiter aktiv werden. Ob beim Tablet-Kurs für Senioren oder im Programmier-Workshop für Kinder; sie vermitteln Medienkompetenz und sorgen dafür, dass niemand den Anschluss verliert. Vor Ort sind bei solchen Angeboten häufig Freiwillige im Einsatz, die anderen z.B. den Einstieg ins Internet oder in neue Technologien erleichtern. 

Bedeutung des digitalen Ehrenamts: Teilhabe, Inklusion und Bildung

Das digitale Ehrenamt leistet einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt in Thüringen. Es fördert die Teilhabe und Inklusion, indem es Menschen den Zugang zur digitalen Welt ermöglicht, die sonst Gefahr liefen, abgehängt zu werden. Besonders Ältere, Menschen mit Behinderungen oder Bewohner ländlicher Regionen profitieren davon, wenn Freiwillige ihnen den Weg ins Internet ebnen. Bürgerschaftliches Engagement; ob analog oder digital; steigert die individuelle Teilhabe und soziale Integration und stärkt stabile demokratische Strukturen.

Digitale Teilhabe heißt, dass alle Bevölkerungsgruppen digitale Technologien einfach und sicher nutzen können. Ehrenamtliche Digitalhelfer tragen dazu bei, die Kluft zwischen „Online“ und „Offline“ zu überbrücken. Sie ermöglichen z.B., dass Senioren per Video mit Enkeln telefonieren, Menschen mit Behinderung von barrierefreien Online-Angeboten erfahren oder Vereine in Dörfern digitale Plattformen nutzen können. Die Digitalisierung muss dabei immer aus der Perspektive von Vielfalt und Inklusion gedacht werden; digitale Angebote sollen allen zugutekommen. Freiwillige, die ihr Wissen teilen, sorgen genau dafür: Sie helfen mit, dass niemand aufgrund mangelnder Internetkenntnisse ausgeschlossen bleibt.

Zugleich profitiert auch das Ehrenamt selbst von der Digitalisierung. Moderne digitale Werkzeuge erleichtern freiwilliges Engagement und machen es attraktiver, gerade für junge Leute. Online-Kommunikation ermöglicht es Engagierten, sich schneller zu vernetzen, Mitstreiter über Social Media zu gewinnen oder flexibel von zuhause aus zu helfen. Viele junge Menschen sammeln heute wichtige Erfahrungen mit digitalen Medien und bringen diese Kompetenzen auch ins Ehrenamt ein. Auf diese Weise ergänzen digitale Engagementformen die klassischen Vor-Ort-Aktivitäten und schaffen neue Möglichkeiten, sich einzubringen. Demokratie lebt von Beteiligung, digitales Ehrenamt eröffnet hier zusätzliche Wege.

Ländliche Räume profitieren besonders vom digitalen Ehrenamt. In dünn besiedelten Gegenden Thüringens gibt es oft weniger Bildungsangebote oder Beratungsstellen: Hier schließen engagierte Bürger die Lücke, indem sie digitale Sprechstunden oder Kurse in ihrem Ort anbieten. Projekte wie der Digitale Engel Thüringen zeigen, wie wichtig es ist, gerade den ländlichen Raum zu erreichen: Ein mit Technik ausgestattetes Infomobil tourt seit 2024 durch Thüringer Landkreise, um vor Ort ältere Menschen für die digitale Welt zu begeistern. Diese Initiativen sorgen dafür, dass Digitalisierung vor Ort ankommt und auf die jeweiligen Bedürfnisse der Menschen abgestimmt ist. Wenn überall in Großstädten bis zum Dorf Menschen durch digitale Fähigkeiten verbunden werden, steigert das die Lebensqualität und hält die Gemeinschaft zusammen.

Digitale Ehrenamts-Projekte und Initiativen in Thüringen

Digitales Engagement ist in Thüringen keine Zukunftsmusik, sondern schon heute in vielen Projekten lebendig. Hier sind einige konkrete Beispiele für Initiativen, in denen sich Ehrenamtliche für Digitalisierung einsetzen:

Digital-Kompass-Standorte: Thüringen ist Teil des Digital-Kompass, einer bundesweiten Initiative, die Anlaufstellen für Senioren im Umgang mit digitalen Medien fördert. An Standorten wie z.B. in Gera, Jena, Neustadt an der Orla oder Heiligenstadt erhalten ältere Menschen kostenlose Beratung zu Internet, Smartphone und Co. Oft werden dort Einzelfall-Beratungen, Kurse oder Austauschrunden angeboten, die von engagierten Freiwilligen (sogenannten Internet-Lotsen) geleitet werden. Diese Ehrenamtlichen bilden sich über den Digital-Kompass und geben ihr Wissen insbesondere an Ältere weiter. So entsteht ein Netzwerk, das Senioren beim digitalen Einstieg unterstützt.

Projekt „Aktiv mit Medien“ (Mit Medien e.V.): Unter diesem Motto bildet der Verein Mit Medien e.V. landesweit medienaffine Freiwillige aus, die dann ehrenamtlich Seniorinnen und Senioren auf ihren ersten Schritten in die Online-Welt begleiten. In der Schulung durchlaufen die Teilnehmer vier Grundlagenmodule (Didaktik, Praxisbeispiele, Chancen und Risiken der Mediennutzung etc.) und können sich in Aufbaukursen z.B. zu Fotobearbeitung oder neuen Kommunikationstrends weiterqualifizieren. Nach der Ausbildung stehen sie als Medienmentoren bereit; ob im Seniorenheim, im Mehrgenerationenhaus oder beim Nachbarschaftstreff. Dieses thüringenweite Projekt befähigt also Freiwillige dazu, kompetent und geduldig älteren Mitbürgern digitale Fähigkeiten zu vermitteln.

Digitaler Engel Thüringen: Seit Juli 2024 ist in Thüringen der Digitale Engel unterwegs, ein Projekt von Deutschland sicher im Netz e.V. mit Förderung des Sozialministeriums. Ein Infomobil, vollgepackt mit Tablets, Smartphones und Info-Material, besucht Gemeinden im ganzen Land, um vor Ort Senioren niedrigschwellige Lernangebote zu machen. Das Besondere: Der Digitale Engel arbeitet mit ansässigen Partnern und Ehrenamtlichen zusammen. Das Projekt ist noch im Aufbau und sucht interessierte Organisationen vor Ort, die Veranstaltungen mit dem Infomobil durchführen möchten. Erste Tourstopps, etwa in Sömmerda, Weimarer Land oder im Unstrut-Hainich-Kreis, fanden bereits statt, wobei eine Digitalexpertin des Projekts den Teilnehmenden z.B. die Smartphone-Nutzung oder die elektronische Patientenakte erklärte. Durch diese Kooperation von Profis und Ehrenamt stärkt der Digitale Engel die digitale Teilhabe insbesondere älterer Menschen in der Fläche.

Gruppe älterer Menschen sitzt zusammen und lernt gemeinsam an Computern in einem hellen Raum
Gruppe älterer Menschen erhält Technikunterricht und schaut gemeinsam auf einen Laptop, eine Person zeigt auf den Bildschirm

Digitallotsen in Kommunen: Mehrere Gemeinden in Thüringen setzen auf ehrenamtliche Digitallotsen, um Bürgern den Zugang zur Technik zu erleichtern. Ein Beispiel ist Mühlhausen, wo im Rahmen des Smart-City-Modellprojekts bereits seit 2022 Digitallotsen aktiv sind. In der Innenstadt Mühlhausens veranstaltet etwa der 69-jährige Martin Sölter als freiwilliger Digital-Lotse monatlich Workshops, in denen er Grundlagen zu PC, Smartphone, Internet und E-Mail praxisnah vermittelt. In den Ortsteilen kümmern sich ebenfalls engagierte „digitale Kümmerer“ um ihre Nachbarn, so lädt im Dorf Bollstedt eine ehrenamtliche Digitallotsin einmal im Monat ins Haus der Vereine ein, um über digitale Themen zu sprechen. Unterstützt von der Stadt und lokalen Partnern, bringen diese Digitallotsen moderne Technologien dorthin, wo die Menschen leben. Ihr freiwilliges Engagement zeigt eindrucksvoll, wie digitale Nachbarschaftshilfe aussehen kann: Bürger helfen Bürgern bei den ersten Schritten in die digitale Welt.

Unterstützung durch die Ehrenamtsstiftung: Die Thüringer Ehrenamtsstiftung fördert digitale Projekte im Ehrenamt sowohl ideell als auch finanziell. So gibt es im Förderprogramm „Aktiv vor Ort“ einen Schwerpunkt auf Digitalisierung. Gemeinnützige Initiativen können Zuschüsse von bis zu 5.000 € beantragen, um z.B. ihre Vereinsarbeit digitaler zu machen. Gefördert werden beispielsweise die Anschaffung von Software oder die Schulung von Vereinsmitgliedern im digitalen Bereich. Zudem treibt die Stiftung den Aufbau einer Engagement-Infrastruktur voran: Freiwilligenagenturen in allen Regionen und ein zentrales Online-Portal sollen helfen, Engagierte und Organisationen zusammenzubringen. Die Stiftung selbst informiert in Newslettern und Veranstaltungen regelmäßig über Themen wie digitale Vereinspraxis oder Online-Tools fürs Ehrenamt. Durch diese Maßnahmen unterstützt die Ehrenamtsstiftung Vereine und Ehrenamtliche dabei, die Chancen der Digitalisierung optimal zu nutzen.

Weitere Thüringer Initiativen: In vielen Orten des Freistaats gibt es kleine Projekte, in denen digitale Nachbarschaftshilfe gelebt wird. So organisieren manche Volkshochschulen oder Seniorenbüros Smartphone-Sprechstunden für Ältere. Die Freiwilligenagentur Eisenach zum Beispiel bietet monatlich ein offenes Medien-Café an, in dem ehrenamtliche Medienmentoren vor Ort alle Fragen rund um Handy, Tablet oder Laptop beantworten. Solche niedrigschwelligen Angebote; oft in Nachbarschaftszentren oder Bibliotheken; ermöglichen es Hilfesuchenden, ohne Scheu Rat zu digitalen Alltagsproblemen zu bekommen. Gleichzeitig finden sich immer Freiwillige, die bereit sind, ihr Wissen in diesem Rahmen zu teilen. Die Vielzahl an Beispielen zeigt: Ob in Stadt oder Land, Thüringen verfügt bereits über ein engagiertes Netzwerk an digitalen Ehrenamtsprojekten, das stetig wächst.

Wo findet man digitale Ehrenamtsangebote?

Wer nun Lust bekommen hat, sich im digitalen Bereich zu engagieren, fragt sich vielleicht: Wo gibt es solche Ehrenämter? Zum Glück machen es verschiedene Plattformen und Ansprechpartner leicht, fündig zu werden:

  • Thüringer Ehrenamtsportal: Seit 2023 gibt es mit dem Ehrenamtsportal Thüringen eine zentrale digitale Anlaufstelle im Freistaat. Auf dieser kostenfreien Plattform können Vereine und gemeinnützige Organisationen ihre Ehrenamtsangebote einstellen. Interessierte Bürger können bequem danach suchen. Über Filter lässt sich das Angebot nach Tätigkeitsbereichen (z.B. Bildung, Kultur, Soziales, Digitales etc.) und Regionen eingrenzen. Insbesondere für kleinere Vereine im ländlichen Raum, die von der Mithilfe engagierter Bürger vor Ort leben, schafft das Portal Sichtbarkeit. Ein Blick ins Thüringer Ehrenamtsportal lohnt sich also, um digitale Engagementmöglichkeiten in der eigenen Umgebung oder thüringenweit zu entdecken.
  • Freiwilligenagenturen vor Ort: In Thüringen existieren derzeit rund 18-19 Freiwilligenagenturen (und es sollen noch mehr werden). Diese Engagementvermittlungen, häufig angesiedelt bei Wohlfahrtsverbänden oder Kommunen, sind Anlaufstellen für alle, die sich engagieren wollen. Wer sich für ein digitales Ehrenamt interessiert, kann sich an die nächstgelegene Freiwilligenagentur wenden und dort nach aktuellen Projekten oder Bedarfen fragen. Die Mitarbeiter kennen die lokalen Vereine und Initiativen und wissen, wo z.B. gerade ein Computerkurs-Unterstützer, ein Website-Betreuer oder ein Online-Lernpate gesucht wird. Viele örtliche Freiwilligenagenturen veröffentlichen ihre Angebote auch online über eigene Portale oder soziale Medien. Es lohnt sich, auch einmal auf den Websites der Städte, Landkreise oder Bürgerstiftungen nachzusehen, oft werden dort Ehrenamtsbörsen mit Gesuchen geführt.
  • Ehrenamts- und Engagementplattformen: Überregionale Online-Portale erleichtern die Suche nach freiwilligen Tätigkeiten ebenfalls. Ein Beispiel ist die Aktion Mensch Engagement-Plattform, auf der man unter “Finde dein Ehrenamt” gezielt nach ortsunabhängigem Engagement filtern kann. Dort werden bundesweit Inserate für digitale Ehrenämter gelistet, vom Übersetzen für eine Non-Profit-Website bis zur Online-Beratung für Jugendliche. Weitere Portale sind z.B. Vostel, Betterplace oder regionale Seiten wie Engagiert in Jena, die manchmal auch digitale Engagements einschließen. Gerade wer von zuhause aus helfen möchte (etwa als Online-Mentor/in, Blogger/in für einen guten Zweck o.ä.), findet auf solchen Plattformen passende Angebote. Nicht zuletzt lohnt sich ein Besuch auf den Seiten der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt (DSEE).
  • Direkt bei Vereinen und Initiativen: Natürlich kann man auch direkt in seiner Gemeinde Ausschau halten. Viele Vereine (ob Sport, Kultur, Soziales) freuen sich über Unterstützung bei ihrer Digitalisierung, oft wird dies in Vereinsnewslettern oder am Schwarzen Brett kommuniziert. Kommunale Bildungswerke wie Volkshochschulen kündigen Kursleitungen oder Mentorenprogramme in Programmheften an. Und Bibliotheken oder Mehrgenerationenhäuser machen durch Aushänge auf Smartphone-Sprechstunden aufmerksam. Es kann hilfreich sein, einfach aktiv nachzufragen: Beispielsweise bei der örtlichen Seniorenrunde nachhaken, ob digitale Helfer gesucht werden, oder beim Jugendclub anbieten, einen Medienworkshop anzuleiten. Die Kommunen selbst haben häufig Ehrenamtsbeauftragte oder -koordinatoren, die Kontakte herstellen können. In Thüringen schreiben manche Städte in ihren Pressemitteilungen über digitale Freiwilligenprojekte (wie das Eisenacher Mediencafé) und laden zum Mitmachen ein. Kurzum: Augen und Ohren offenhalten; und keine Scheu, selbst Initiative zu zeigen!

Qualifizierung: Lernen, wie man digital hilft

Wer sich im digitalen Ehrenamt engagieren will, muss kein IT-Profi sein, aber ein wenig Weiterbildung kann nicht schaden. Zum Glück gibt es zahlreiche Schulungs- und Fortbildungsangebote, die Engagierte fit für das digitale Ehrenamt machen. Hier eine Auswahl an Qualifizierungsmöglichkeiten:

  • Volkshochschulen (VHS): Die 22 Volkshochschulen in Thüringen sind wichtige Partner, wenn es um digitale Bildung geht. Sie bieten nicht nur Kurse für Endnutzer (z.B. „Einführung Smartphone für Ältere“), sondern auch spezielle Fortbildungen für Ehrenamtliche. Beispielsweise gibt es Train-the-Trainer-Seminare zur digitalen Gesundheitskompetenz oder sogar Kurse wie „KI im Ehrenamt“, in dem praxisnah die Potenziale von Künstlicher Intelligenz für die Freiwilligenarbeit erkundet werden. Engagierte können an der VHS also lernen, wie sie ihr Wissen besser vermitteln oder neue Technologien im Ehrenamt einsetzen. Die VHS-Kurse sind meist kostengünstig, wohnortnah und praxisorientiert, ideal für Ehrenamtliche, die Schritt für Schritt dazulernen möchten.
  • Digitale Nachbarschaft (DiNa): Die Digitale Nachbarschaft ist ein vom Verein DsiN (Deutschland sicher im Netz) betriebenes Projekt, das Vereine, Initiativen und freiwillig Engagierte beim sicheren und kompetenten Umgang mit dem Internet unterstützt. Bundesweit wurden rund 50 DiNa-Treffs; oft angesiedelt bei Freiwilligenagenturen, Bibliotheken oder Jugendzentren; eingerichtet, die auch in Thüringen Workshops anbieten. Die DiNa bietet kostenfreie Workshops, Online-Seminare, Handbücher und Videos zu vielen Themen an: von Datenschutz im Verein über soziale Netzwerke bis hin zu Online-Fundraising. Ehrenamtliche können hier lernen, wie sie die Chancen des Internets sicher nutzen und ihr Wissen an andere weitergeben. Mit der DiNa-App und dem Online-Portal steht zudem rund um die Uhr ein breites E-Learning-Angebot zur Verfügung. Wer sich also z.B. als Vereins-Digitalisierer oder Internet-Lotse engagieren will, findet bei der Digitalen Nachbarschaft umfangreiche Lernmaterialien und sogar Zertifikate (etwa den DiNa-Scout). Kurz: DiNa qualifiziert freiwillige Digitalexperten von nebenan.
  • Zertifikatslehrgänge „Digitallotse“: Mancherorts werden spezielle Lehrgänge angeboten, um Engagierte systematisch auf die digitale Transformation vorzubereiten. Ein Beispiel ist der Zertifikatskurs „Digitallotse“ an der Dualen Hochschule Gera-Eisenach, der in Zusammenarbeit mit der dbb Akademie entstand. Hier werden in 15 Tagen öffentlich Bedienstete wie auch interessierte Bürger geschult, um digitale Prozesse zu initiieren, zu begleiten und zu steuern. Der Fokus liegt zwar auf E-Government, doch das Konzept zeigt: „Digitallotsen“ mit spezifischem Know-how werden benötigt, um Digitalisierung voranzubringen. Auch außerhalb solcher Studiengänge greifen Kommunen dieses Konzept auf – etwa indem sie engagierte Einwohner zu lokalen Digitallotsen fortbilden (wie in Mühlhausen gesehen). Für Ehrenamtliche können solche Zertifikate eine tolle Möglichkeit sein, ihr digitales Wissen mit offiziellem Nachweis zu vertiefen. Es lohnt sich, bei Kommunalakademien, Landesmedienanstalten oder Bildungswerken nachzufragen, ob ähnliche Kurse (vielleicht als Wochenendseminar) angeboten werden.
  • Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt (DSEE): Die 2020 gegründete Bundesstiftung DSEE unterstützt Vereine und Engagierte mit zahlreichen Weiterbildungsangeboten im digitalen Bereich. Die DSEE hat eine umfangreiche Wissensplattform aufgebaut (DSEE-Lernportal), auf der man jederzeit Tutorials und Materialien zu Themen wie digitalen Tools, Social Media, Datenverwaltung oder Online-Fundraising abrufen kann. Über Programme wie 100xDigital werden zudem Vereine direkt beim digitalen Wandel begleitet. Hier profitieren Engagierte von Coaching und Erfahrungsaustausch. Wer sich weiterbilden will, findet bei der DSEE nahezu monatlich neue Webinar-Angebote und kann sich so schrittweise zum Digital-Experten im Ehrenamt entwickeln.
  • Stiftung Digitale Chancen: Die Stiftung Digitale Chancen setzt sich für digitale Teilhabe in allen Altersgruppen ein. Sie bietet zwar nicht klassische Volkshochschulkurse an, aber dafür zahlreiche Projekte und Ressourcen, von denen Ehrenamtliche profitieren können. Ein Highlight ist das Projekt „Digital mobil im Alter“, bei dem die Stiftung in Kooperation mit Telefónica O₂ interessierten Einrichtungen kostenfrei Tablets mit Internetzugang für 8 Wochen zur Verfügung stellt. Dieses Angebot wurde auch in Thüringen schon rege genutzt; z.B. von Begegnungsstätten, die mithilfe der Tablets Internetkurse für Senioren durchführen. Die Stiftung berät Einrichtungen zudem bei der Umsetzung eigener Digitalprojekte und ist in Gremien wie dem Digital-Kompass aktiv. Für Engagierte lohnt sich ein Blick auf die Webseite der Stiftung Digitale Chancen: Dort finden sich Studien, Praxisbeispiele und auch Ausschreibungen (wie der Goldene Internetpreis), die Ehrenamtliche ermutigen, innovative Ideen einzureichen. So fungiert die Stiftung als Impulsgeber, um digitales Engagement weiter zu professionalisieren und bekannt zu machen.

Digitalisierung gestalten!

In Thüringen gibt es für jede und jeden einen Platz im digitalen Ehrenamt. Ob man nun Senioren den Einstieg ins Internet erleichtert, Vereinen bei der IT hilft oder online sein Expertenwissen teilt: Digitales Engagement verbindet Generationen und Lebenswelten. Es bringt Menschen zusammen, stärkt das Selbstwertgefühl aller Beteiligten und leistet einen echten Beitrag für unsere Gesellschaft. Dabei muss niemand allein loslegen: Zahlreiche Initiativen, Schulungen und Anlaufstellen stehen bereit, um Engagierte zu unterstützen.

Wichtig ist vor allem, den ersten Schritt zu tun. Wer Interesse hat, sollte nicht zögern: Einfach mal bei der lokalen Freiwilligenagentur nachfragen, eine digitale Sprechstunde besuchen oder online nach Projekten stöbern. Die Digitalisierung braucht Menschen, die sie menschlich gestalten, mit Herz und Ehrenamt.


Hier sind 10 praxisnahe Tipps für alle, die sich ehrenamtlich für die Digitalisierung engagieren möchten, egal ob im Verein, in der Nachbarschaft oder in einer Bildungseinrichtung:

1. Eigene Stärken reflektieren: Überlege, was du gut kannst oder gerne tust: Technik erklären, Webseiten gestalten, Texte schreiben, andere motivieren? Auch mit Grundkenntnissen kannst du viel bewirken – etwa als Digitallotse oder Online-Mentor.

2. Klein anfangen, groß wirken: Du musst nicht gleich ein ganzes Projekt starten. Schon eine regelmäßige Smartphone-Sprechstunde im Ort oder Hilfe bei der Digitalisierung eines Vereinsarchivs kann Großes bewirken.

3. Digitales Ehrenamt finden, gezielt suchen: Nutze Plattformen wie: www.freiwillig-in-thueringen.de | Ansässige Freiwilligenagenturen | Websites von Bibliotheken, Volkshochschulen, Seniorenbüros oder Bürgerzentren | Filtere nach „digital“ oder „IT“, um passende Angebote zu finden.

4. Fortbildungen wahrnehmen Qualifiziere dich z. B. mit: VHS-Kursen (z. B. zu Medienpädagogik oder digitaler Vereinsarbeit) | DiNa-Workshops zu Datenschutz & digitaler Kommunikation | Online-Seminaren der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt (DSEE) | Schulungen zum Digitallotsen oder Medienmentor

5. Mit Menschen sprechen, vor Ort aktiv werden: Frage in der Nachbarschaft, beim Verein, der Kirche oder Schule nach: „Wer braucht Hilfe mit Technik?“ Oft ergibt sich direkt ein konkretes Ehrenamt.

6. Angebote bekannt machen: Hänge kleine Flyer im Supermarkt oder Gemeindezentrum aus („Ich helfe bei Internet-Fragen – kostenlos“) oder nutze lokale Facebook-Gruppen, um auf dich aufmerksam zu machen.

7. Kooperationen suchen: Schließe dich mit anderen zusammen, z. B. im Verein, in einer Arbeitsgruppe oder über die Ehrenamtsstiftung. Gemeinsam macht es mehr Spaß und Projekte sind oft nachhaltiger.

8. Digital helfen, analog erklären: Nutze einfache Sprache, bildhafte Beispiele und Geduld, wenn du anderen Technik erklärst. Stelle keine Vorkenntnisse voraus und baue Vertrauen auf.

9. Kreative Formate ausprobieren: „Digitaler Stammtisch“ im Gemeindehaus | „Sprechstunde Tablet & Kaffee“ im Seniorencafé | „Hack-Workshop für Vereine“ im Jugendclub

10. Bleib dran, auch kleine Schritte zählen: Digitales Ehrenamt ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Auch wenn der Fortschritt langsam scheint: Jeder erklärte Klick, jedes gelöste Problem bringt Menschen weiter.