Helga, eine 78-jährige Rentnerin, gießt die Tomaten in ihrem Kleingarten. Plötzlich klingelt ihr Mobiltelefon. Sie wischt sich die Hände an ihrer Schürze ab und nimmt den Anruf entgegen. Am anderen Ende der Leitung ist die Stimme von Jonas zu hören, ihrem Enkel: „Oma, ich brauche dringend deine Hilfe“, sagt er leicht panisch. „Ich bin in einer wirklich brenzligen Lage und brauche Geld, um mein Auto reparieren zu lassen.“
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Medienbildung und Technologieverständnis als Schutz gegen kriminelle Machenschaften
Es ist ungewöhnlich für Helgas Enkel, so direkt nach Geld zu fragen. Doch die Stimme klingt vertraut und überzeugend. „Wie viel brauchst du, mein Junge?“, fragt Helga ihren vermeintlichen Enkel. In dieser fiktiven Geschichte läuft die Rentnerin gerade Gefahr, dem sogenannten Enkeltrick auf den Leim zu gehen, einer perfiden Betrugsmasche.
Betrugsfälle im Bereich Cyberkriminalität
948 Fälle mehr als im Vorjahr
* (Polizeiliche Kriminalstatistik / Thüringer Ministerium für Inneres und Kommunales) Quelle: Pressemappe_PKS_2023.pdf (thueringen.de)
Die Digitalisierung hat unseren Alltag in vielerlei Hinsicht erleichtert, birgt aber auch Risiken, besonders für Menschen, die mit den neuen Technologien weniger vertraut sind. Betrügereien wie der „Enkeltrick“ sind durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz noch raffinierter geworden und zielen darauf ab, Senioren wie Helga, um ihr Geld zu bringen. So reichen lediglich 15 Sekunden einer Sprachaufnahme, um jede beliebige Stimme täuschend ähnlich nachzuahmen. So klingt die Stimme eines Betrügers im Handumdrehen wie Helgas Enkel Jonas. Die gute Nachricht ist, dass in Thüringen zahlreiche Initiativen der Thüringer Landesmedienanstalt (TLM) existieren, um ein Bewusstsein für digitale Herausforderungen zu schaffen. Bildungsangebote, die speziell auf ältere Menschen zugeschnitten sind, lehren neben den Risiken neuer Technologien auch, wie man digitale Inhalte kritisch bewertet.
Durch gezielte Kurse des Medienbildungszentrums der TLM in Gera sollen ältere Menschen befähigt werden, sich kritisch mit digitalen Medien auseinanderzusetzen. Spezielle Angebote wie „Ältere trainieren Künstliche Intelligenz“ bieten den Senioren die Werkzeuge, die sie benötigen, um sich in einer immer stärker digitalisierten Welt zurechtzufinden und schützen sie vor den Gefahren, die diese mit sich bringen kann. Zudem können sie dabei ihre lebenslange Erfahrung einbringen. Die Landesmedienanstalt leistet mit dem Medienbildungszentrum einen wichtigen Beitrag für die Selbstermächtigung als auch Sicherheit älterer Menschen im Freistaat.
In unserer digitalen Gesellschaft ist die Medienkompetenz über alle Altersgruppen hinweg von zentraler Bedeutung. Besonders für unsere älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger, die mit Herausforderungen wie Künstlicher Intelligenz und Cyberkriminalität konfrontiert sind, ist es essenziell, dass wir Bildungsangebote schaffen, die nicht nur informieren, sondern auch praktisch anleiten.
Jochen Fasco
Direktor der Thüringer Landes- medienanstalt (TLM)
Medienbildungsangebote der TLM
"Unsere regelmäßigen Veranstaltungen, wie z. B. der „Digitale Dienstag“ in der Stadt- und Regionalbibliothek Gera, zeigen, dass das Interesse und der Bedarf an solcher Bildung hoch sind. Dort treffen sich bis zu 70 Personen, um etwas über aktuelle Themen wie WhatsApp und Datenschutz zu lernen. Diese Initiativen sind entscheidend, um sicherzustellen, dass die Technologie nicht nur genutzt, sondern auch verstanden und kritisch hinterfragt wird. Es geht darum, eine Brücke zwischen der digitalen Welt und den Menschen zu schlagen, die vielleicht erst im späteren Lebensalter mit diesen neuen Entwicklungen in Berührung kommen. Mit unserem Lernsender „labor14“ nehmen wir darüber hinaus vielfach Medienbildungsthemen auf, so dass diese gerade auch für ältere Zuschauerinnen und Zuschauer entsprechende Informationen und Diskussionspunkte geben. Er ist in Gera und Ostthüringen, aber auch thüringenweit in Kabelnetzen empfangbar."